Was haben uns die Leute Zuhause nicht vor den bösen Albanern gewarnt. „Seid bloß vorsichtig! Die killen euch für nen Appel und nen Ei!“ (sic!) war der letzte Ratschlag, der uns mit auf den Weg gegeben wurde. Nachdem wir jetzt aber in der Lage sind, einen Artikel über dieses Land zu veröffentlichen, können wir Eines vorweg nehmen: Stimmt nicht! Aber der Reihe nach:
Der Weg von Montenegro nach Albanien führt uns über eine sehr enge Straße durch die Berge. Ich sitze hinter Schrödingers Steuer uns schwitze buchstäblich Blut und Wasser. Unser Camper nimmt gefühlt fast die ganze Breite der Straße ein und ständig kommen uns in den Kurven Autos entgegengebraust, die offenbar nicht unbedingt mit Gegenverkehr diesen Ausmaßes rechnen. Zu allem Übel führt die Straße plötzlich auch noch durch einen niedrigen Tunnel und es ist nicht klar, ob wir da durch passen. Michi versucht, mich langsam durch das schwarze Loch zu lotsen, während die Leute vor und hinter uns lautstark hupend ihrem Unmut kundtun. Hilfe! Ich versuche es mit der Opossum-Taktik, bewege mich keinen Millimeter mehr und stelle mich sozusagen einfach tot. Allerdings habe ich da die Rechnung ohne meinen Mann gemacht, der mittlerweile ebenfalls etwas ungeduldig wird und mir schließlich wortgewaltig die richtige Fahrspur weist. Ein wenig beleidigt fahren Schrödinger und ich noch ein Stück weiter, bis es mir schließlich zu bunt wird und Michi wieder das Steuer übernimmt.
Albanien empfängt uns leider von seiner tristen Seite. Es regnet und ist kalt. Wir fahren durch ärmliche Dörfer und sind erschrocken über den vielen Müll auf den Straßen, Feldern und in den Flüssen. Zum ersten Mal merken wir, dass wir Deutschland bereits weit hinter uns gelassen haben. Hier ist es wirklich schon sehr anders. Auch die albanischen Straßen haben es in sich. Am Anfang macht Michi sich noch einen Spaß daraus, durch die großen Pfützen zu brettern. Doch als wir feststellen, dass die Schlaglöcher zum Teil so groß sind, dass sie den halben Schrödinger verschlingen könnten, machen wir dann doch lieber einen großen Bogen darum.
Wir fahren direkt in die Hauptstadt Tirana, um uns dort mit Michi´s Freund Ermal zu treffen. Der Verkehr ist unglaublich. Jeder fährt wie er will. Nie ist klar, wie viele Spuren eine Straße eigentlich hat, da alles immer wild durcheinander geht. Endlich erreichen wir den vereinbarten Treffpunkt und warten dort auf Ermal. Und warten. Und warten. Nach einer Stunde Warterei, hat Ermal dann endlich festgestellt, dass er uns den falschen Standort geschickt hat und kommt schließlich, uns abzuholen.
Auf einem bewachten Parkplatz beziehen wir unser Nachtlager für einen Euro die Nacht und verbringen einen entspannten Abend mit Ermal und seiner Frau. Bei einem Bier erfahren wir, dass im überwiegend muslimisch geprägten Albanien kaum jemand seinen Glauben aktiv auslebt, da dies zur Zeit des Kommunismus verboten war. Auch Ermal und seine Frau sind Moslems. Darauf stoßen wir erstmal mit einem Raki an.
Bevor wir uns am nächsten Tag auf den Weg Richtung Griechenland machen, laden uns Ermal und sein Kumpel Miri in ein typisch albanisches Restaurant zum Mittagessen ein. Wir schlemmen, bis wir fast platzen. Es gibt Hühnchen und Rind in scharfer Sauce, dazu Kartoffeln und mit Brennnesseln gefüllte Teigtaschen. Lecker!
Wir sind spät dran und schaffen es an diesem Tag nicht mehr nach Griechenland. Kurz vor der Grenze erreichen wir in der Dämmerung die kleine Stadt Pogradec. Wir brauchen dringend einen Platz für die Nacht, denn wir haben uns vorgenommen, auf der ganzen Reise möglichst nie im Dunkeln zu fahren. Das Hotel am See scheint uns eine akzeptable Lösung und so fahren wir auf den Parkplatz. Schon kommen uns ein Angestellter und die Chefin entgegen, die uns freundlich einladen, die Nacht hier zu verbringen. In der Hotellobby genehmigen wir uns gerade ein Höflichkeitsgetränk, als plötzlich ein Mann auf uns zu kommt. Schnell wird klar, dass es sich um den Chef des Hotels handelt. Da er kein Wort Englisch spricht, greift er zum Handy und ruft einen Freund an, mit dessen Hilfe wir ein wenig mit ihm plaudern können. Eines der seltsamsten Gespräche, die ich je geführt habe, aber wir hatten alle unseren Spaß. Zu guter Letzt lässt er uns über seinen Freund ausrichten, dass wir uns jederzeit bei ihm melden können, wenn wir etwas benötigen. Doch wir sind einfach nur hundemüde und fallen kurze Zeit später erschöpft in die Kissen. Und da träumen wir schon mal vom weißen Sand in Griechenland. Aber auch von der wunderbaren Gastfreundschaft der Albaner.
Am nächsten Tag brechen wir dann zeitig zur griechischen Grenze auf. Der Schrödinger bekommt eigens für die kurze Rückkehr in die EU noch eine ordentliche Dusche verpasst. Griechenland, wir kommen!
Und wieder ein klasse Bericht. Ihr seid recht schnell unterwegs und schon so weit weg…
Hey Ihr Weltenbummler, ich wünsche Euch eine wunderschöne Reise mit vielen spannenden Eindrücken und schönen Erinnerungen fürs Leben. Ich bekomm schon richtig Fernweh beim Durchstöbern Eurer Reiseberichte. Wenn der Schrödinger in einem Jahr noch fährt, müsst Ihr mir den ausleihen. 😉
Glaub mir, mit dem Schrödinger zu fahren, ist nicht unbedingt das, was ich als Erholungsurlaub bezeichnen würde. Aber wir freunden uns langsam an 😉